Interview mit einem ehemaligen Beamten, über seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis auf eigenen Antrag

Interview: Darum bereue ich den Ausstieg als Beamter (nicht!)

·

In diesem Beitrag nimmt dich Chris mit in seinen Werdegang als Ex-Beamter. Er berichtet, wie es bei ihm zum Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis kam, warum er dem Beamtenstatus an den allermeisten Tagen keine Träne hinterherweint und warum er sich an manchen Tagen den sicheren Job zurückwünscht.

Ein Interview mit echten Einblicke in das Leben eines jungen Menschen, der sogar zwei Mal verbeamtet war, zwei Mal den Antrag auf Entlassung gestellt hat und heute mit seiner Selbstständigkeit (meistens) zufrieden ist 😉.

„Wenn ich auf meine Laufbahn zurückblicke, stelle ich immer wieder fest: Es war ein schleichender Prozess und im Hintergrund war stets das Gefühl, etwas anderes machen zu wollen.“

Gab es für dich einen finalen Punkt an dem du wusstest, dass du aus dem Beamtenverhältnis raus möchtest? Etwa einen Auslöser oder ein Erlebnis?

„Es gab in meiner Beamtenlaufbahn immer wieder Momente, in denen ich mit nahezu vollkommener Klarheit wusste, dass „das hier“ nichts für mich ist. Doch die meiste Zeit war es mehr eine Art unterbewusstes Gefühl, dass ich nicht (mehr) am für mich richtigen Ort war.

Ich habe in der Justiz als Rechtspfleger im gehobenen Dienst gearbeitet, und da hat man im Alltag schon öfter mit Publikum zu tun, dass nicht ganz so angenehm ist – gerade in meinem ehemaligen Fachgebiet Strafsachen. Da kam es häufiger mal zu Situationen, in denen ich meinen Job echt nicht gerne gemacht habe.

Auf der anderen Seite hat mir die rechtliche Seite meines Berufs stets große Freude bereitet. Ich hatte den Beruf ausgewählt, weil ich bereits in meiner ersten Verbeamtung bei der Bundespolizei schnell merkte, dass mir juristisches Arbeiten außerordentlich gut lag und entschied mich damals recht schnell für den Wechsel.

Dass es damals scheinbar nicht nur an dem doch sehr speziellen Dienst in der Bundespolizei lag, dass ich mich dort langfristig nicht sehen konnte, bemerkte ich natürlich erst später. Denn als junger Mensch kann es durchaus schwer sein zu wissen, was man wirklich will und was für einen selbst der richtige Weg ist.

Wenn ich auf meine Laufbahn zurückblicke, stelle ich immer wieder fest: Es war ein schleichender Prozess und im Hintergrund war stets das Gefühl, etwas anderes machen zu wollen.“

„Viel größer war das Problem, im Vorfeld die ganzen wichtigen Infos zu beschaffen.“

Wie lief deine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis ab? Gab es dabei Probleme oder lief alles „wie am Reißbrett geplant“?

Die eigentliche Entlassung lief sehr unspektakulär: Theresa und ich teilten unserem damaligen Chef unsere Entscheidung mit und reichten unserer Entlassungsanträge ein. Bis auf die Entlassungsurkunde zum beantragten Zeitpunkt hörten wir ansonsten gar nichts mehr, besonders nicht von den „oberen Etagen“.

Unser damaliger Geschäftsleiter war auf jeden Fall ein korrekter Typ – im positiven Sinne. Ich hatte bereits in vorherigen Gesprächen mit ihm über meine Gedanken gesprochen und war immer auf viel Verständnis gestoßen.

Aus dem Kollegenkreis kam zu 95 % positives Feedback und Lob für den Mut, den diese Entscheidung (scheinbar) voraussetzte.

Viel größer war das Problem, im Vorfeld die ganzen wichtigen Infos zu beschaffen.

Jeder, der sich mit dem Gedanken beschäftigt, aus dem Beamtenverhältnis auszusteigen, gelangt wahrscheinlich recht schnell an den Punkt, an dem man feststellt: „Ich finde einfach nicht die Antworten auf meine Fragen!“

Sei es zum Thema Krankenversicherung nach der Entlassung, Altersgeld und Nachversicherung, was in den Entlassungs-Antrag am Ende wirklich rein muss, wie und wann man den Antrag stellen sollte, oder wie man mit den Reaktionen der Mitmenschen umgehen soll, wenn man es denn wirklich durchzieht.

Allein die ganzen Fakten und gesetzlichen Grundlagen zusammenzutragen hat Monate gedauert. Denn ich wollte im Detail verstehen, auf was ich – und letztlich ja auch wir beide, Theresa und ich – mich einlassen würde und welche Folgen diese Entscheidung haben würde.

Dass es so wenig wirklich gute Informationsquellen rund um die Entlassung als Beamter gab, hat mich verunsichert und was wirklich half war, alle Gesetze zu kennen, die auf diesen Fall Anwendung fanden. Da wären wir wieder bei dem Thema von eben: Der ausschlaggebende Punkt war nicht die eigentliche Arbeit an sich, sondern die Umstände, unter denen sie stattfand.

Ich glaube, so geht es vielen da draußen: Viele lieben ihren Job, doch irgendwann gelangen sie an den Punkt, an dem sie feststellen, dass es so nicht weitergehen kann. Oder wenn es blöd läuft, werden sie krank, weil der Druck zu groß wird. Das sollte man natürlich versuchen zu vermeiden und vorher die Reißleine ziehen, finde ich zumindest.

„Entlassung ist kein Scheitern oder eine Niederlage – es ist eine Entscheidung für sich selbst, für seine Zukunft, seine Gesundheit oder für die Abenteuerlust“.

Da sprichst du bereits die nächste Frage an, die ich mitgebracht habe:

Was würdest du jemandem raten, der darüber nachdenkt, seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis aufzugeben?

Zunächst einmal rate ich jedem, der darüber nachdenkt, diesen Gedanken und Gefühlen ganz genau auf den Grund zu gehen. Am besten schreibt man alles auf, was einem im Kopf herumschwirrt. Das hilft ungemein. Denn was auf dem Papier ist, ist raus aus dem Kopf und macht den Weg frei für neue Gedanken. Die kann man dann mit dem bereits Aufgeschriebenen verknüpfen und das Bild wird vielleicht schon etwas klarer.

Wem das nicht einfach so gelingt, für den haben wir in unserem Ratgeber und Leitfaden gleich am Anfang einen sehr großen Teil mit Reflexionsfragen und Selbsttests entwickelt, der genau dabei hilft.

Als nächstes sollte man sich eine Vertrauensperson suchen, mit der man reden kann. Am besten jemand, der nichts mit dem Beamtenjob zu tun hat und wenn möglich auch nicht den eigenen Partner. Der Partner ist viel zu nah dran und wird daher leider nicht die richtigen Fragen stellen können, die einen weiterbringen.

Besonders geholfen hat mir persönlich auch meine Coaching-Ausbildung. In diesen vielen Seminaren konnte ich mit all meinen Themen in Übungs-Sitzungen alles bearbeiten, was mir damals „das Leben schwer“ machte und lernte gleichzeitig, anderen genau diese Unterstützung zurückzugeben.

Man braucht in dieser Phase einfach eine neutrale Person, die einen nicht mal so gut kennen muss. Alles was zählt ist, dass man im Gespräch für sich selbst weiterkommt. Und das geht meist am besten mit jemandem, der ganz anders denkt, als man selbst.

Vor allem sollte man sich, wenn man ins „Dauergrübeln“ kommt, vor Augen halten, dass die Entlassung kein Scheitern oder eine Niederlage ist. Es ist eine Entscheidung für sich selbst, für seine Zukunft, seine Gesundheit oder für die Abenteuerlust. Jedenfalls war es das in meinem Fall: Theresa und ich entschieden uns dafür, die Welt zu entdecken, zu reisen und dabei ein neues Leben aufzubauen. Das kann man durchaus als „Entscheidung für das Abenteuer“ bezeichnen 😄.

💬 Beratung

In einer persönlichen Beratung per Video-Telefonat klären wir deine Fragen und Anliegen:

Beliebt

📕 Ratgeber

Der umfassende Ratgeber begleitet dich praxisnah durch jede Phase der Entlassung.

Teil 1: Klarheit gewinnen: Kündigen oder bleiben?

Teil 2: Abläufe in der Praxis, Planung & Vobereitung, rechtliche Aspekte, Folgen der Entlassung & mehr

  • eBook mit 168 Seiten
  • mit 12-Monate-Schritt-für-Schritt-Plan

👁️ Coaching

Unser praxiserprobter Coaching-Ansatz eröffnet neue Perspektiven & unterstützt dich dabei, zu der für dich passenden Lösung zu finden.

„An manchen Tagen wünsche ich mir den Beamtenjob zurück.“

Gibt es auch Momente, in denen du dir wünschst, diesen Schritt nicht gegangen zu sein?

Durchaus, die gibt es. Diese Tage hängen dann meist damit zusammen, dass in meinem Leben als Selbstständiger kein Tag wie der andere ist. Und wenn es mal ein paar Tage nicht so gut läuft, vielleicht etwas mit einer unserer Webseiten nicht stimmt, weniger Einnahmen oder Aufträge reinkommen, dann denke ich schon ab und zu daran, wie einfach das Leben als Beamter doch war. Also ja, an manchen Tagen wünsche ich mir den Beamtenjob zurück 😄.

Damals wusste ich, dass – egal was passiert – am nächsten Monatsanfang wieder der Beitrag X auf meinem Konto erscheinen wird. Egal, ob es für mich persönlich oder im Büro ein guter Tag oder ein Tag voller neuer Akten war.

Diese finanzielle Kontinuität ist als Selbstständiger nicht gegeben. Gleichwohl bin ich dankbar dafür, dass diese Phasen eher selten sind. Denn sowohl unser Reiseblog als auch unsere Webseite zum Thema Housesitting sind sehr gut etabliert und werden täglich von vielen Menschen besucht, was für ein solides Einkommen sorgt.

Ich bin außerdem sehr froh darüber, dass wir mit „Antrag auf Entlassung“ nun auch einen weiteren, wesentlichen Teil meiner und unserer gemeinsamen Geschichte für eine breite Leserschaft zugänglich machen können.

Vor allem aber, weil wir so unser Wissen, unsere Erfahrungen und unsere Expertise rund um die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis weitergeben können. Denn eins war für mich von Anfang an klar: Wenn wir unseren Plan durchziehen und aussteigen würden, dann wollen wir mit unserem angeeigneten Wissen auch anderen helfen, die in einer ähnlichen Situation sind.

Denn es wird viel zu wenig über das Thema Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis aufgeklärt – aus der Sicht des Dienstherrn natürlich aus gutem Grund. Doch das ist meines Erachtens der falsche Ansatz: Wenn man informieren, beraten und unterstützen würde, anstatt Ängste durch die Verbreitung von Halbwahrheiten zu schüren, würde man dem Berufsbeamtentum und dem öffentlichen Dienst einen viel größeren Nutzen erweisen, als wenn man versucht Informationen soweit wie möglich unter Verschluss zu halten, damit kein Beamter droht auszubrechen.“

👉 Einen enorm wichtigen Schritt in Richtung Aufklärung haben wir mit dem Ratgeber & Leitfaden für Beamte rund um die Entlassung gemacht, den wir im Sommer 2025 veröffentlicht haben:

Ratgeber und Leitfaden zum Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis

Unser Ratgeber & Leitfaden für Beamtinnen und Beamte, die über eine Entlassung nachdenken:

📄 Fakten, Rechtliches & Formalitäten rund um den Antrag auf Entlassung.

✅ Raus aus dem Gedankenkarussel, rein in die Klarheit, was Du wirklich willst.

🏥 Krankenversicherung, Altersgeld, Nachversicherung, Abläufe uvm.

💡 Aufklärung, was wirklich wichtig ist!

▶ Wenn du gerade in einer ähnlichen Situation bist, nicht weißt, ob du weiterhin im Beamtenjob bleiben möchtest oder lieber die Entlassung beantragen solltest, dann kontaktiere uns für ein unverbindliches Erstgespräch und wir erörtern gemeinsam, wie wir dich am besten unterstützen können!

👉 Vereinbare noch heute dein unverbindliches Erstgespräch!

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert